Ernesto Nobili - La Via Dell’Acqua

Ganze 25 Jahre Erfahrung als Komponist, Produzent und Musiker hat Ernesto Nobili aus Neapel auf dem Buckel. Diese fließen jetzt in seine neue EP ‘La Via Dell’ Acqua’ (Der Weg des Wassers) ein. Vier Klangperlen, die die Weltstimmung einfangen und sie in minimalistische virtuose Werke verwandeln. Jede der vier Klangperlen erzählt eine eigene Geschichte. Stimmungsvolle Neoklassik, die mit Weltmusik Hand in Hand geht. Auf dem Artwork des Covers ist ein Foto von Natalino Russo zu sehen. Es zeig die Treppe von Palazzo Mannajuolo und stellt den niemals endenden Zirkel des Lebens dar.

Ernesto Nobilis Musikkarriere begann in seiner Kindheit. Als Autodidakt brachte er sich die ersten Griffe und Akkorde bei, als Absolvent in Klassische Gitarre verließ er die Neapel Conservator of Music. Um sofort auf die Bühnen von Italien zu springen. Seitdem spielt er in der Band Spaccanapoli mit, führt sein eigenes Musiklabel Musique d’Ailleurs und arbeitet als Musikdirektor von Passione, einer Liveshow mit den besten Neapolitanischen Musikern. Mehr geht nicht? Geht doch.

Denn endlich hat er umgesetzt, was ihm Freunde und Kollegen schon lange vorwarfen nicht zu tun: Seine Kunst des Gitarrenspielens ins Rampenlicht zu stellen. Die Gitarre wurde zum Mittelpunkt seiner Erde und Nobili der (Wieder-) Entdecker von klassischen und minimalistischen Soundgebilden. Oder sollten wir lieber Soundgemälde sagen?

Bevor ich über Roma anfange ins Schwärmen zu gerate und die anderen Klangperlen vergesse, zäume ich das Pferd lieber von hinten auf.

Not Yet Remembered ist eine Gitarren Transkription von Brian Eno und Harold Budd (Ambient 2: The Plateaux of Mirror). Musiker unter sich. Ich hatte meine Schwierigkeiten mit diesem Stück. Es ist ziemlich minimalistisch und entstand auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten für akustische Gitarre. Basis bilden zwei klassische Gitarren und eine elektrische Bariton Gitarre. Es ist das Experiment minimalistische Klavierklänge in Gitarre zu übersetzen. Für Nobili eine Herzensangelegenheit:

Once again, I need to feel a Human Player, not some machine programmer, and ambient can pass through your fingers as well” Nobili.

Der Title Track La Via dell’Acqua entstand in Zusammenarbeit mit dem italienischen Gitarristen Gianmarco Volpe. Das Stück wurde inspiriert vom taoistischen Lehrer Alan Watts und langen spirituellen und esoterischen Diskussionen, die in ihren Session Nights stattfanden. Und wie eine Unterhaltung zwischen zwei Bekannten klingt dieser Song auch. Auditive Sprechblasen, die Weisheit und Tiefe, Talent und Erfahrung widerspiegeln.

Through your Fingers ist eigentlich ein Song für drei Gitarren. Seine Nylonseiten hat er für dieses Stück beiseite gelegt. Laut Nobili ist dieser Song eine Studie über Harmonien und rhythmisches Kreisen geworden. Wie Wasser, das durch die Finger läuft, nur als Klangwellen. Wenn Studien so wunderschön klingen, habe ich nichts gegen Theorie einzuwenden. Für meine Ohren klang Through your Fingers sehr modern, klar und hell. Die Rhythmik war einladend, wie ein Chor, bestehend aus melodischen Fragmenten, die auf einer tiefen Gelassenheit ruhen. Ein homogenes Klangmeer, Schichten über Schichten, verspielte Töne auf verträumten Untergrund. Ich hör schon wieder Farbe…

 So, und jetzt komm ich endgültig ins Schwärmen. Der erste Song der EP Roma hat mich tief berührt und in eine andere Welt gezaubert. Den Künstler selbst erinnert der Titel für zwei klassische Gitarren an die goldenen Jahren der italienischen Filmbranche. “The Title comes out from an atmosphere which reminds me to some Italian cinema masterpieces from the ’60 and the ’70, and Rome was the city of cinema…” Mich erinnert er auch an einen Film, allerdings moderner Natur. Wer von euch ‘Frida’ mit Salma Hayek gesehen hat, der weiß wovon ich rede. Leise fängt die Gitarre an zu plätschern, um sich dann in heißen Sommerfarben zu verlieren. Ich spüre Farbe, Drama, Sehnsucht, Ausdruck, Herzschmerz, Kunst und Lebensfreude in einem Song. Und das ganz ohne Lyrik. und so sanft. hach.

Da kann das Wasser gerne den Fluss hinunterfließen…

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