Wiebusch Bosse Uhlmann

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Am Mittwoch, den 11. August, hatte ich das Glück im Stadtpark Open Air in Hamburg eines der wenigen Konzerte des Jahres besuchen zu dürfen. Wiebusch, Bosse und Uhlmann haben eingeladen zu einem Gitarren-Konzert der Extraklasse. Und das bei gutem Wetter…

WBU

Während ich das überirdisch große Banner des zusammengewürfelten Trios WBU betrachte, sinniere ich über Konzerte zu C-Zeiten und andere Freiheiten nach. Ich lasse meinen Blick über die Anlage schweifen. Ein bisschen surreal ist es ja schon. Und es wirkt ein wenig wie im Fernsehgarten. Dutzende Stuhlreihen stehen im Halbkreis, das Gelände ist eingeteilt in Farben und Blöcke. Jeder folgt der Farbe auf seiner Karte, dann noch dem Buchstaben seines Blocks und schon hat man seine Sitzreihe. Pfeile auf dem Boden zeigen mir die gewünschte Gehrichtung an. Gleich müssen wir noch Klatschen üben…

Mein Blick wandert wieder zur Bühne. Die Mikrofone sind aufgestellt wie die Orgelpfeifen. Von groß nach klein. Es ist also schon klar, wie die drei stehen werden. Dann, um Punkt 20 Uhr, geht es los. Die deutsche Pünktlichkeit lässt grüßen. Die Backgroundband in schwarz betritt die Bühne. Nur wenige Sekunden später folgen unsere drei Tenöre.

mach immer, was dein Herz dir sagt

Das Konzert beginnt mit einem Lied von Kettcar. “Mach immer, was dein Herz dir sagt”, singen sie gemeinsam. Ein weiser Einstieg in und guter Leitfaden für den Abend.

Ihr dürft übrigens aufstehen”, verrät uns Bosse gleich vor seinem nächsten Lied und nahm damit der befürchteten Spießigkeit den Wind aus den Segeln. Erleichterung macht sich breit und schon stehen bzw. wippen die Reihen. Klatschen und hüpfen können wir Deutschen. Fast schon Festivalfeeling hier.

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Und so variieren die Songs durch drei Sammelalben der deutschen Musikgeschichte. Jeder singt mal beim anderen mit, mal die eine Strophe, mal als zweite Stimme, mal als dritte. Sie geben ein hübsches Bild ab, wie sie dort in Reih und Glied mit ihren Gitarren in den Händen stehen. Drei Brüder im Geiste, drei Tenöre, die ähnlicher und unterschiedlicher nicht sein könnten. Während das Küken Bosse ausgelassen auf der Bühne herumtollt, mit den Background Musikern scherzt und das Publikum zum Klatschen und Tanzen anregt, übernimmt Thees Uhlmann gekonnt seine Rolle als Geschichtenerzähler und Liederansager. Er ist ja auch ein alter Hase und als Mittlerer im Bunde großer und kleiner Bruder zugleich. So neckt er Wiebusch über dessen wortkarge Kunst der Liederansage, scheucht Bosse zum Mikrofon, damit er seinen Einsatz nicht verpasst und lenkt so geschickt Publikum und Band durch den Abend. Der ältere und weisere Wiebusch lässt geschehen, er ist, nun ja, halt etwas stiller auf der Bühne, aber so kennen wir ihn ja. Daher sei ihm der Versuch hoch anzurechnen, dass er es wenigstens versucht. Gebracht hat das nichts, gegen Ende übernimmt Thees die weiteren Ansagen. (“Und das klingt so”) Aber Wiebusch soll ja auch nicht sabbeln, sondern singen. Und das tut er mit seiner markanten, wunderschönen Stimme. Die live zu hören, ist jedes Mal ein Genuss! Und so hangeln wir uns von einem Song zum nächsten.

Später folgt eine obligatorische ruhigere Phase. Sozusagen die Balladenreihe. Auch hier darf jeder einen Song vortragen. Sie achten schon auf Gerechtigkeit die drei. Wohl aus gegenseitigem Respekt. Und den haben sie voreinander, wie sie im Laufe des Abends immer wieder beteuern. Süß. Während Thees und Wiebusch sich als Duett präsentieren, singt Bosse uns seinen lautesten Song alleine und leise vor. “Also tanz, als wär’s der letzte Tanz!” hm, ja, geht auch leise…

Ich persönlich habe mich ja sehr über Uhlmanns FC St. Pauli Klangperle gefreut. Inklusive Story über seine Tochter, die ihn in jungen Jahren fragt, warum er nicht ein Hobby hätte, das ihm Spaß bringe… Ja, ein wenig Patriotismus muss sein.

Und so neigt sich der Abend langsam dem Ende zu. Zehn Uhr ist Zapfenstreich. Im Großen und Ganzen war es ein schönes Konzert in einer ungewöhnlichen Konstellation. Jedoch hätte ich mir ein wenig mehr Wahnsinn gewünscht. Also, Bosse singt Wiebusch, Wiebusch den Uhlmann und dieser dann Bosse. Verrückte Idee, ich weiß. Das Publikum jedenfalls hat das Ereignis genossen, die meisten sangen und tanzten ziemlich textsicher durch alle Lieder der drei Künstler durch.

Die letzte drei Klangperlen des Abends (Stichwort Lachse, Spucke und Landungsbrücken) waren übrigens klar wie Kloßbrühe und ließen den Abend fulminant ausklingen.

Kommentar von meiner Konzertbegleitung: alles geil.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

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