HØST - Kos

Jazz und Lyrik ist ja schon mal eine klasse Kombi für sich. Wenn das Werk dann noch Bezug zu Norwegen hat, kann ich gar nicht mehr anders, als die Perle einzusammeln.

Die französische Band Høst, dessen Name auf Norwegisch Herbst bedeutet, hat eine Jazzperle veröffentlicht, mit der sie das norwegische Savoir Vivre einfängt. Zusätzlich verzieren sie ihre Single mit Auszügen aus einem Gedicht des norwegischen Lyrikers Olav Hauge. (Wer seine Sprachkenntnisse aufbessern möchte, dem habe ich das Gedicht zur Vertiefung beigefügt…)

Warum heißen sie denn Herbst? Nun, wie eben jener verstehen sie es, eine Melange aus vielen verschiedenen Klangfarben und Texturen zu kreieren. Jazz wird mit Postrock, wird mit Trip Hop, wird mit improvisierten Elementen versehen. Das Quartett, bestehend aus Carla Gaudré, Dorian Dutech, Pierre Terrisse und Théo Teboul, kreiert eine Musik, die aus der breiten Masse heraussticht und an eine verlorene Art der Komponierkunst erinnert.

Kos

Kos, das ist nicht die griechische Insel, das ist das Hygge von Norwegen. Es beinhaltet Wärme, Freundlichkeit, Fürsorge, Zusammengehörigkeit und Lachen. Da ist die Tasse Kaffee mit der besten Freundin genauso gemeint wie das 50-köpfige Familienessen. Auch eine Wanderung in Norwegens wilder und berauschender Natur gehört dazu. Ab in die Berge. Denn dahin geht es sowohl im Gedicht als auch in der Perle.

Kos fängt bedächtig an. Ruhige Gitarrenklänge geben die Akkordfolge vor. Dann setzt Carla Gaudré mit ihrem Sopransaxophon ein. Es ist eine verträumte Melodie, die sich langsam steigert. Sie klingt wie eine Echo, das von Bergwand zu Bergwand wandert. Mit Hilfe von Synthesizern und ausgeklügeltem System spielt dann auch auf einmal mehr als eine. So nice, während wir den Berg erklimmen.

Die Gänsehaut setzt bei mir endgültig ab Minute drei ein. Da gibt es diesen Break in der Komposition und wir tauchen ein in eine völlig neue Klangwelt: elektronisch, sphärisch und lyrisch. Da ist der Rückzugsort, das Kos... Das staubige Gedichte Aufsagen ist passé. Ich sag nur Ketten auf Trommeln! Langsam verstummen die Klänge und zurück bleibt die Erinnerung, dass da eben was besonderes passiert ist.

Wer jetzt schon Ideen hat für das Gedichteprogramm der Kleinsten zur Weihnachtszeit, dem sei gesagt, auch das ist Kos…

Listen and Repeat.


HOST-picture-0.jpg

Attum einsemds berg

Ho er søt, einsemdi,
so lenge vegen attende
til dei hine
er open.
For du skin ikkje
for deg sjølv.

Men den dagen berget
dett i
attum deg,
stend du og ropar
i blind angest
og slær knokane
mot ein stengd vegg.

Og du klagar til stjernone,
steinane, havet og vinden
og trur dei veit
og gjer deg
ringare enn dei.

Å, du attum einsemds berg!
Det renn attende
so løynd ei elv,
um du som Sinbad
torde fylgja henne.

Olav H.Hauge

Zurück
Zurück

Máquina Delírio - Cetacea

Weiter
Weiter

Loo & Monetti - Goodbye