Select Captain - I Want You

Oh Captain! My Captain! The ship has weather'd every rack, the prize we sought is won; The port is near, the bells I hear, the people all exulting

Und wie sich die Jünger im Club der Toten Dichter auf ihre Tische stellen, um ihren Meister in aller Ehrfurcht zu verabschieden, genauso stelle ich mich auf die Tische, um zu tanzen. Kein geringeren Effekt hat die neue Single I Want You von Select Captain auf mich. Oh Captain! My Captain!

Aber der Reihenfolge nach. Für all diejenigen unter uns, für die die Musik von Select Captain noch ein weißer Fleck auf der Landkarte ist, habe ich Frontmann Kristian um eine kleine Vorstellung gebeten. Die Anfänge der Band liegen in etwa zehn Jahre zurück. “Wir sind ein Duo aus Dänemark, bestehend aus Kristian Brokær Gaarskjær (Gesang, Gitarre und ein paar andere Sachen) und Søren Vestergaard (Gitarre, Produktion, Bass, Synthesizer und alles andere). Ursprünglich begann Select Captain als Kristians Soloprojekt, aber Søren war seit dem ersten Album 2014 immer dabei. Mit unserem neuesten Album Comes in Waves aus dem Jahr 2020 sind wir nun offiziell ein Duo. Die Musik ist unsere Interpretation von Indie-Folk, Dark-Folk, Nordicana, wie auch immer man das Genre nennen möchte. Der Schwerpunkt liegt auf starken Melodien und einer Mischung aus akustischen Instrumenten und elektronischen Soundscapes mit persönlichen und reflektierenden Texten.” Der sympathische Däne, der sich selbst als leidenschaftlich, emotional, und spaßig beschreiben würde, bezeichnet Musik, Familie und Freunde als das Gerüst, das ihn hält. Er lebt von: “Dinge tun zu können, die mich glücklich machen und mir das Gefühl geben, etwas Sinnvolles zu tun. Und Gitarren.....” Die braucht er natürlich auch für seine Musik, die Gitarren. Inspiration findet er dafür in seiner Musik (Mind Crashing ist sein persönlichster Song bislang), in Musik von anderen Künstlern (The National, Sufjan Stevens, Father John Misty), Lieblingsliedern (Manchester Orchestra -The Silence, Sunday Drive - Ásgeir), Büchern und der Natur. Und in Beziehungen mit Menschen.

Ein guter Freund von mir nennt mich immer scherzhaft einen traurigen F***. Ich glaube nicht, dass ich das bin (ich hoffe es jedenfalls nicht), aber ich mag traurige Musik sehr. Sie tröstet mich und macht mich auf eine seltsame Weise glücklich.” Kristian

Photocredits: Select Captain

Es gibt gleich zwei besondere Beziehungen in seinem Leben, die wir hervorheben müssen. Eine ist natürlich mit seinem Bandkollegen. “Wir haben beide den gleichen Musikgeschmack. Es fällt uns sehr leicht, gemeinsam Songs zu schreiben. Vieles ist eine gemeinsame Arbeit. Melodie, Akkordfolge, etc. Ich schreibe vielleicht ein bisschen mehr von den Texten, da ich derjenige bin, der sie singt, und Søren macht die Produktion, damit alles funktioniert und gut klingt. Wir arbeiten zusammen im Studio und auch online, indem wir uns Songs und Ideen hin und her schicken.”

Er ist eine Künstlerseele, wie es im Buche steht. Bei vielen Dingen zu ängstlich, vollgepackt mit Selbstzweifeln und dem Gefühl, nicht gut genug zu sein.

“Wenn es um Musik geht, kann ich ein bisschen ungeduldig sein.”

Aber wo Zweifel, da auch Raum für Entfaltung. Wer weiß schon, was in der Zukunft liegt? Eine Zusammenarbeit könnte er sich auf jeden Fall mit Größen wie Aaron Dessner, Phoebe Bridgers und Andy Hull vorstellen. Aber auch als Duo beweisen die beiden, dass sie sich ständig weiterentwickeln. Denn der Sound der beiden hat sich seit ihrem ersten Album stark verändert.

“Seit dem ersten Album und bis heute hat sich viel verändert. Am Anfang war es viel Folk und Country. Aber wir haben mehr Electro eingebaut und versucht, unseren Sound etwas moderner zu gestalten, ohne unser Erbe und den Ursprung unserer Musik zu vernachlässigen. Ich bin mir nicht sicher, ob es etwas gibt, was ich mich jetzt traue zu tun, was ich vorher nicht getan habe. Für mich ist es einfach wichtig, dass jedes unserer Alben anders ist als das vorherige. Dass wir uns weiterentwickeln und versuchen, in neue Richtungen zu gehen, ohne uns selbst zu verleugnen. Hoffentlich entwickelt man sich jeden Tag ein bisschen weiter.” Wenn er könnte, würde er auch die Musikindustrie umstülpen, angefangen bei einer gerechteren Verteilung der Streaming-Einnahmen bis hin zu größeren Ignoranz von Alter und Geschlecht.

Amen to that. Musik ist ja schließlich keine Dating-App. Apropos…

Kommen wir jetzt zur zweiten Beziehung, über die wir sprechen müssen. Und…

Oh! Mein! Gott! Holt eure Taschentücher raus!

Die Hintergrundgeschichte zu I Want You liest sich, als hätte Hollywood Regie geführt: “Ich habe vor kurzem meine Highschool-Freundin geheiratet. Wir waren 20 Jahre lang getrennt und lebten völlig getrennt, beide mit anderen Menschen verheiratet, und hatten jahrelang keinen Kontakt. Dann trafen wir uns fast 20 Jahre später wieder und verliebten uns fast sofort. Alles war wieder so wie früher. I Want You ist ein Lied über das Wiedersehen mit ihr.”

O M G ( Fügen Sie bitte jetzt die Herz Emojis ein…)

Auch ich habe mich verliebt und zwar sofort und in diese Single.

Allein die ersten Töne dieser Klangperle schaffen Spannung. Ein bisschen Cowboy, ein bisschen mysteriös. Aber Tha! denkst du so. Da kommt die sanfte Stimme Kristians um die Ecke und sagt dir, dass er dich will - wieder will. Er schwebt geradezu über dem Gitarrenmeer ohne dabei abzuheben (Das tu ich, die ich zuhöre). Der Refrain ist jedem sanften Indie Rock gehuldigt, da das Tempo zum Tanzen anzieht wie das Gaspedal bei der Autobahnauffahrt. Ein melodisches Gitarren Geplänkel schmückt den zweiten Part zum vibrierendem Bass und die hoffnungsvollen Gesangeinlage lockt uns siegessicher wieder auf die Tische - zum Tanzen. Indie Rock kisses Singer Songwriter.

Wenn das mein Gedicht sein soll für den Club der toten Indie Singer, so sei es!

O Captain! My Captain! I want you!

Listen and Repeat (and Dance)

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